Das Haus am Meer: Band eins
- Steve Melmer
- 2. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Intro
„Das Haus am Meer“ ist keine gewöhnliche Horrorgeschichte. Es ist ein Kammerspiel in Comicform, geschrieben von James Tynion IV und visuell umgesetzt von Álvaro Martínez Bueno, das zwischen subtiler Paranoia und explosivem Wahnsinn pendelt. Was auf den ersten Blick wie ein Rückzugsort in einer untergehenden Welt erscheint, entpuppt sich als Spiegel einer viel tieferliegenden menschlichen Zerrüttung und genau das macht diesen Band so eindringlich.
Plot und Atmosphäre
Im Zentrum der Geschichte steht ein scheinbar perfektes Refugium: ein modernes, isoliertes Haus am Meer, in dem zehn Menschen Schutz vor einer apokalyptischen Katastrophe suchen. Eingeladen wurden sie von Walter, einem rätselhaften Mann, der sich als ihr Freund ausgibt oder vielleicht als etwas ganz anderes. Von Anfang an liegt ein Gefühl von Misstrauen in der Luft, das sich mit jeder Seite weiter verdichtet. Die Gruppe lebt abgeschirmt von der Außenwelt, ohne Kontakt zur Realität und je länger sie in dieser „idyllischen“ Isolation verweilen, desto mehr dringt das Unheimliche durch die Ritzen. Es ist nicht das Grauen, das laut auftritt, sondern jenes, das in der Stille lauert.
- Plot und Atmosphäre - | 4/5 |
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- Inhaltliche Tiefe - | 3/5 |
Stil und Präsentation
Visuell ist „Das Haus am Meer“ ein Meisterstück. Álvaro Martínez Bueno schafft mit seinem kantigen, atmosphärisch düsteren Stil eine klaustrophobische Dichte, die perfekt zur Thematik passt. Die Panelarchitektur wirkt durchdacht, fast beklemmend. Die Farben: gedeckt, entrückt, fast leblos spiegeln die Isolation und emotionale Leere der Charaktere wider. Auch der Wechsel zwischen statischen Momenten und abrupten Umschwüngen ist gut gelungen: Die Geschichte spielt mit der Ruhe, nur um dann mit messerscharfen Schnitten zu eskalieren.
- Visuelle Umsetzung - | 4/5 |
- Originalität und kreative Ansätze - | 4/5 |
Psychologie
Das Herzstück des Comics ist seine psychologische Tiefe. Jeder der Gäste trägt ein Päckchen unausgesprochene Schuld, verdrängte Ängste, gebrochene Beziehungen. Die Isolation wirkt wie ein Katalysator, der alles zum Vorschein bringt, was sie lange versucht haben zu verdrängen. Walter fungiert dabei nicht nur als Gastgeber, sondern als stiller Manipulator, der beobachtet, analysiert, vielleicht sogar spielt. Die Frage, was real ist und was nicht, schwebt wie ein Damoklesschwert über allem. Es geht nicht nur um das Überleben in einer postapokalyptischen Welt, sondern um das Überleben des eigenen Selbstbildes in einer Welt ohne Halt.
Kritik
Trotz seiner Stärken bleibt „Das Haus am Meer“ nicht ohne Schwächen. Manche Figuren wirken stellenweise noch etwas schematisch und lassen Tiefe vermissen, was bei der dichten Atmosphäre negativ auffällt. Der Erzählrhythmus ist bewusst langsam, aber gelegentlich auch zu schleppend einige Dialoge drehen sich im Kreis, statt die Handlung voranzutreiben das stellenweise sogar langweilig wirken kann. Wer schnelle Action oder klassische Monsterhorror erwartet, wird enttäuscht sein. Dieses Werk verlangt Geduld und Aufmerksamkeit und ist nichts für Zwischendurch.
- Struktur und Gesamtaufbau- | 3/5 |
FAZIT
„Das Haus am Meer“ ist ein psychologischer Horrortrip, der weniger auf Schockeffekte als auf menschliche Abgründe setzt. James Tynion IV entfaltet eine bedrückende Parabel auf Kontrolle, Wahrnehmung und Vertrauensverlust, während Martínez Buenos Zeichnungen das beklemmende Gefühl visuell eindrucksvoll transportieren. Wer langsame, bedrückende Geschichten mit psychologischem Tiefgang sucht, findet hier strotz stärkerer schwächen ein atmosphärisches Highlight ein Haus, das man nicht so schnell wieder verlässt.
-Insgesamt- |
3,6/5 |
TITELBLATT (Front-Cover) | RÜCKSEITE (Back-Cover) | INNENSEITE (Inner-Page) |
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Positiv | Negativ |
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Sehr guter Ansatz der Geschichte | Der trotz gutes Atmosphäre sehr schleppend ist |
Tiefgehende Charaktere | Die noch zu blass sind für solch ein Werk |
Zeichnerisch sehr passend fast schon surreal | Nicht für Anfänger von Tiefgehenden Geschichten |
SPEZIFIKATIONEN |
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Produktart: Comic |
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Titel: Das Haus am Meer :Band eins |
Originaltitel: The nice House by the Sea |
Heftnummer: |
Edition: Sammelband |
Sprache(n): Deutsch |
Verlag: Panini |
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 20/05/2025 |
ISBN / GTIN: 978-374-164-254-8 |
Herkunftsland: Japan |
Altersfreigabe: FSK 16 |
Seitenzahl: 212 |
Einband: Softcover |
Bindung: Klebebindung |
Format: 16.8 x 1.6 x 25.9 cm |
Abbildungen: Farbe |
Autor und Zeichner: James Tynion IV, Álvaro López |
Link zum Comic |
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Dieser Artikel wurde von Wulfrik’s Reviews in Luxemburg veröffentlicht.
Der Autor ist Melmer Steve, und die Informationen stammen von Panini Comics Deutschland.
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